Caramini 10/2021 Seite 21-23

Outdoor auch ohne door

Der Bronco ist wieder da. Die einstige Offroader-Legende von Ford hat in den USA einen Sturm der Nachfrage ausgelöst. Im Gegensatz zum Original werden die 2021er Modelle von Maisto bereits hierzulande angeboten – ganz offziell in 1:18 und 1:24.

Jubel in den Staaten: Der Ford Bronco ist zurück. Ein Vierteljahrhundert, nachdem der letzte Offroader seines Typs im Zeichen der Ford-Pflaume vom Band gerollt war, kehrt der legendäre Offroader wieder zurück auf die Highways und auf die staubigen Pisten abseits der Highways Nordamerikas. Doch jeden Outdoor-Fan führt zunächst der Weg zum Ford-Händler, die sich vor Nachfrage kaum retten können, sich aber mit dem Liefern schwer tun. Obwohl Hersteller Ford die Produktion hochgefahren hat, müssen die Kunden längere Wartezeiten in Kauf nehmen, weil die Nachfrage so enorm ist und weil es Probleme mit der Anpassung der zugelieferten Hardtops gegeben hat, wie aus der US-Fachpresse zu entnehmen ist.

Dennoch, mit dem neuen Bronco rennt der US-Hersteller bei den Geländewagen-Fans in den USA offene Türen ein. Mit einem Offroader, klassisch designt, mit großen Rundscheinwerfern, so könnte auch ein Range Rover daherkommen. Er ist es aber nicht. Er ist ein echter Bronco, ein moderner Geländewagen, der seinen Vorfahren aus den späten 1960er Jahren zitiert. Ford knüpft mit seiner Fortsetzung aber nicht nahtlos an der einstigen Erfolgsgeschichte an. Denn der Bronco ist nun nicht nur mehr ein Modellname, sondern auch ein Markenname. Aus Ford Bronco wurde Bronco. Doch er kommt nach wie vor von Ford.

Als Ford den Bronco 1996 nach 30 Jahren Bauzeit aus dem Angebot strich, war vom Ursprungsgedanken dieser Fahrzeugreihe nichts mehr zu erkennen. Der Ur-Bronco von 1966 war noch ein recht kompakter, sehr geländetauglicher Wagen mit Leiterrahmen und Starrachsen. Schon bei der zweiten Generation setzte Ford aus Kostengründen auf die Plattform der Pickups aus der F-Serie. Und in der Folge legte der Bronco immer weiter an Maß, Luxus und somit an Gewicht zu.

Heute bedient der Bronco einerseits wieder sein Urkonzept, legt aber auch für die Lifestyle-Kunden zu. Erstmals ist der Geländewagen auch als Viertürer mit längerem Radstand (plus Heckklappe) lieferbar, und wer der Natur ein Stück näher sein will als andere Offroader-Piloten, kann den Zweitürer mit Halbtüren ordern, oben offen und in der Flanke durchbrochen – passend zu den gelöcherten Jeans, die so in Mode gekommen sind. Oder vielleicht gar keine Türen? Für die maximale Frischluftzufuhr lassen sich die Dachteile entfernen und die Seitentüren im Handumdrehen herausnehmen, wie versprochen wird. So wird weniger zu mehr. Ford macht aus dem kantigen Gesellen einen harten Naturburschen, für den bis zu 35 Zoll große Offroad-Reifen angeboten werden. Und wem das alles an Individualität zu wenig ist, kann mit 200 Zubehörteilen mehr Schein aus seinem Bronco machen.

Was das Sein an sich anbetrifft, so müssen sich die Kunden in Nordamerika nicht bescheiden: Unter der Motorhaube arbeitet konventionelle Technik, wahlweise ein 274 PS starker Vier- oder ein 314 PS starker Sechszylinder. Das macht es Ford natürlich nicht einfach, den Offroader auch für den europäischen Markt zu ertüchtigen und motortechnisch den Umweltvorgaben anzupassen.

Als Basis verfügt der Bronco über einen mechanisch zuschaltbaren Allradantrieb, optional ist ein Verteilergetriebe mit Automatik-Allrad verfügbar. Eine zuschaltbare Geländeuntersetzung ist immer an Bord. Im Gegensatz zum Rivalen Jeep Wrangler verzichtet Ford auf eine vordere Starrachse und vertraut stattdessen auf eine moderne Einzelradaufhängung.

Obwohl der Bronco bislang die Straßen Europas noch nicht erobern konnte, dürfte er schnell seine Freunde unter den Offroad-Modell-Liebhabern finden. Global Player Maisto startet zunächst mit zweitürigen Modellversionen „Wildtrak“ und „Badlands“, jeweils in den Maßstäben 1:18 und 1:24. Für unsere Modellbesprechung haben wir uns den 2021er Bronco Badlands in Blau ohne Türen und Dachteil ausgesucht, im Maßstab 1:24 den Badlands in Orangemetallic mit schwarz angedeutetem Hardtop.

An den Anblick des Türlosen muss man sich erst gewöhnen, so sind wir „all open“ nicht gewohnt. Und dabei ist noch nicht alles open, als da auch Motorhaube und Heckklappe zu öffnen sind. Letztere lässt sich nur in einem kleinen Winkel schwenken, weshalb man den Sinn des Aufwands infrage stellen darf. Ein Plus an Ausstattung ist‘s auf jeden Fall mehr, bei Maisto kostet das nicht die Welt. Unter der Motorhaube schlummert ein schwarzes Kunststoffrelief, das man mit einem Blick gesehen hat. Und gut ist. Haube zu, die passt und zeigt feine, gleichmäßige Spaltmaße zur Karosserie. Auch diese ist sehr ordentlich verarbeitet, die an- und eingesetzten Kunststoffteile sind sauber eingepasst, nichts wackelt, der Offroader macht einen soliden Eindruck. Auf der Wunschliste steht auf jeden Fall ein durchbrochener Kühlergrill, das jetzige Kunststoffteil zeigt leider sehr wenig Tiefe, das kann Maisto besser. Die Leuchten gehen dagegen voll in Ordnung, vorne wie hinten, und das Lackkleid glänzt tadellos.

Dass man Kunststoff bestens formen kann, das zeigt der Innenraum des Türlosen. Da herrscht zwar fast ausnahmslos Schwarz vor, aber sehr strukturiertes Schwarz. Und dem riesigen Navi hat man eine Landkartendarstellung gegönnt – nur der Fahrer weiß, wohin die Reise geht. Vermutlich über Stock und Stein, das kann der Bronco offenbar gut, im Original wie als 18er. Maisto hat seinem Großen eine sehr wirksame Federung gegönnt. Die reagiert nicht nur auf Fingerdruck, die verhindert im  Modellgelände auch, dass der Bronco hin und her kippt. Der Bronco steht auf allen vier Leichtmetall-Rädern, die muskulös unter den Kot-Flügelverbreiterungen hervorragen. Lenkbare Vorderräder sind dabei Ehrensache für Maisto für den 18er aus der Special Edition, dessen Verarbeitungsqualität überzeugt.

531457 Ford Bronco ‘21 Zweitürer „Badlands“, blau, Ausführung ohne Seitentüren und Dacheinsatz, Diecast, M 1:18, ca. 50 €.

Der Bronco in 1:24

Der Kunde, der sich für den 1:24er Bronco entscheidet, muss beim Fahrwerk einige Abstriche machen. Keine Federung, keine einschlagbaren Vorderräder – es geht schnurstracks geradeaus, am besten in der Ebene – das Modell lässt sich leicht rollen, ohne gleich davonzurollen. Dieser kleinere Bronco, hier in Orangemetallic mit mattschwarzem Hardtopbereich lackiert, ist eher für den on-the-road-Fahrer konstruiert, ein Zweitürer mit festem Dach. Im Modell sind Hardtop und Karosserie nämlich eins, komplett aus Metall ist diese Karosserie gefertigt, mit exakt und bei sehr geringen Spaltmaßen eingesetzten Türen, die sich schmal öffnen lassen. Öffnen und Schließen geht perfekt, da hakelt nichts, und wer das gerne auch an Motorhaube und Heckklappe probieren möchte, der wird feststellen, dass man beim 24er wirklich nur die Türen öffnen kann. Insofern gibt‘s hier keine Motorattrappe, aber an der Front ebenfalls ein nicht durchbrochenes, sehr flach graviertes Kühlergrill- Relief. Das hat er mit seinem größeren Bruder gemein.

531530OR Ford Bronco ‘21, Zweitürer Hardtop, organgemetallic/schwarz, Fertigmodell Diecast, Maßstab 1:24, ca. 25 €.

Hans-Joachim Gilbert