Caramini 08/2019 Seite 24-25

Gulf-Spieler

Diese Farben können nicht lügen: Auch ohne das runde „Gulf“-Logo erinnert die Kombination von Blau und Orange an den Renntrimm jener GT 40, mit denen Ford 1968/69 in Le Mans gewann. Darauf nimmt der aktuelle GT in der Heritage-Edition Bezug, den sich Maisto vorgenommen hat. Das Modell der Exclusive-Reihe trägt die Startnummer 9.

Für das Original stehen die Kunden Schlange. Zumindest stehen sie auf dem Papier Schlange. Rund 6500 Interessenten soll es für den Ford GT geben, nur 1000 sollten einen erhalten können – und zwar alles echte Ford-Fans und keine Spekulanten. Aber weil es mehr als 1000 gut betuchte Ford-Fans gibt, ausgestattet mit einem großen Herzen für die Marke Ford und mit einem großen Geldbeutel für den GT, hat der amerikanische Automobilbauer ein Einsehen gezeigt und die Produktion auf 1350 Fahrzeuge aufgestockt, welche über einen Zeitraum von nun sechs statt ursprünglich vier Jahren gebaut werden sollen.

So bleibt der Ford GT 2017 ein knappes Gut – und begehrt. Dennoch arbeiten die Marketing-Strategen von Ford daran, mit Sondermodellen das Interesse an diesem Sportwagen auf sprudelnder Kochtemperatur zu halten. Ihr Kochmittel ist die Heritage-Edition, und in dieser – nach ersten Sondermodellen 2016 und 2017 – wurde Ende des vergangenen Jahres eine GT-Ausführung in der legendären „Gulf Oil“-Rennlackierung in der Kombination von hellem Blau und kräftigem Orange angekündigt. Damit feiert Ford den 50. Geburtstag des beim 24h-Rennen in Le Mans siegreichen GT 40. Unique Heritage Blue und Heritage Orange heißen bei Ford diese Farbtöne, welche zwei limitierte Sonderauflagen des GT zieren werden. Das Sondermodell von 2019 wird die Startnummer 9 tragen und an den siegreichen GT 40 von 1968 erinnern, während der „Gulf“-GT des nächsten Jahres die Startnummer 6 tragen wird, zu Ehren des Siegers von 1969.

Es sind nicht nur die Farben Hellbau und Orange, die einen zitierenden Bezug auf das Original aus den späten 60er Jahren nehmen. Auch das Sitzmuster der aktuellen GT-Sonderauflage orientiert sich am legendären Original-Rennwagen. Mit A-Säulen aus Kohlefaser, geschmiedeten 20-Zoll-Leichtmetallfelgen in dunklem Edelstahl, ergänzt mit schwarzen Radmuttern und orangefarbenen Brembo-Kolben-Bremssätteln, hebt sich der Ford GT in Gulf-Rennfarben von den Oldies ab.

Innen sorgen Edelstahl-Applikationen an Instrumententafel, Türverkleidungen und Streben für ein Ausstattungsambiente, das den Ford nach Auffassung der Fachwelt auf das exklusive Niveau eines McLaren 675 LT oder Ferrari 458 Speciale stellt. Die Technik, in nackten Zahlen: 656 PS aus einem Biturbo-V6 puschen den 1385 Kilogramm leichten Wagen auf eine Speed von maximal 347 km/h – der GT ist damit der schnellste Serien-Ford aller Zeiten. Seine Kraft bringen Michelin-Reifen der Dimension 324 (hinten) auf den Asphalt. Wahrlich, wer denkt da noch an einen Citytauglichen Ford Ka? GT-Fahrer werden sich ohnehin nicht in der Kölner Innenstadt um einen Parkplatz bemühen. Wenn sie Mumm in den Knochen haben, dann fahren sie ein paar Kilometer weiter, in die Eifel, und mieten sich auf dem Nürburgring für ein paar Runden ein.

Wem ein solch kostspieliges Vergnügen nicht gegönnt ist, der geht zum Modellautofachhändler und holt sich einen GT 2017 in 1:18. Maisto bot ihn schon in unterschiedlichen Versionen an, etwa in dunklem Blau ohne und mit weißen Streifen, auch in der Heritage-Ausführung Ford GT ´67, die – dem damaligen Siegerauto GT 40 entsprechend – Rot mit weißen Streifen trägt. Und nun gibt es den aktuellen GT, nach der Premiere in der Special-Edition im Gulf-Renndesign, nun auch in der üppiger ausgestatteten Exclusive-Edition von Maisto.

Das Etikett der Styropor-Verpackung kündet von einem Ford GT 2017, genauer hätte man das Modell als Heritage-Edition 2019 bezeichnen können. Denn das feinere Exclusive-Modell (ca. 65 Euro) hebt sich äußerlich auffällig von der Special-Edition (ca. 35 Euro) dadurch ab, dass die aktuelle Startnummer 9 aufgedruckt ist, das günstigere Modell trägt keine Nummer. Zu erwarten ist daher, dass Maisto in der Exclusive-Reihe im kommenden Jahr auch die Nummer 6 nachschieben wird.

Das Maisto-Modell ist eine All-open-Ausführung, im Gegensatz zum GT 2017, den GT Spirit in 1:18 als geschlossenes Resinemodell macht. Und günstiger als der GT 2017, den AUTOart in Kürze mit üppigerer Ausstattung ausliefern wird. Nun gut, der Blick unter die Frontklappe mit dem Mini-Stauraum bietet ohnehin kein Aha-Erlebnis und allenfalls Raum für drei Gummibärchen. Spannender geht es schon im Heck zu, wo der mit viel Carbon verzierte V6 kauert. Er lässt sich durch Aufklappen der schmalen Heckklappe belüften, aber die klare Heckscheibe bietet auch in geschlossenem Zustand schon genügend Sichtfeld auf die Motorattrappe.

Mehr Einblicke schaffen die zu öffnenden Seitentüren, die sich samt der Schweller in Carbonoptik nach vorne hochklappen lassen. So lässt sich der Innenraum mit den mehrfarbig gestalteten, tief geformten Rennsitzen erkunden, dekoriert mit einem Muster im Stil der Renn-GT 40. Silberfarben abgesetzt sind die Schaltwippen beidseits des Lenkrads, das Armaturenbrett ziert vor dem Beifahrersitz eine imitierte Edelstahl-Applikation. Keine Durchblicke bieten die schwarzen Lüftungsgitter an Front, Heck und in der Karosserie, hier handelt es sich um eingesetzte Kunststoffteile mit vorbildgerechter Oberflächenstruktur. Die Lackierung ist gleichmäßig, unser Muster zeigte nur an der Front leichte, kaum wahrnehmbare Farbverstärkungen in sich überdeckenden Bereichen der Orange-Lackierung. Das Modell trägt an drehenden Rädern unterschiedliche Bereifungen an Vorder- und Hinterachse, ein leichter Lenkeinschlag ist möglich. Der Unterboden ist unstrukturiert, also völlig glattflächig. Die tragende Rolle spielt eine korrekt nachgezeichnete Karosserie aus Diecast in einer stabilen, aber zugleich formschlüssigen Machart mit geringen Spaltmaßen. Maisto bietet demjenigen, der ein authentisches All-open-Modell haben möchte, einen guten Gegenwert.

538134-1 Ford GT, #9, Blau/Orange (2019), Maisto Exclusive-Edition, Fertigmodell Diecast, Maßstab 1:18, ca. 65 €.

Hans-Joachim Gilbert