Caramini 05/2019 Seite 97

Kein Underdog

Fast vergessen ist eine kleine Limousine, die unter der Marke Datsun seinem Hersteller Nissan viele Kunden und ersten Rallye-Ruhm bescherte. Sie heißt schlicht 510 und ist jetzt als günstiges Maisto-Modell erhältlich.

Datsun? 510? Da zucken zuerst einmal die Schultern. Kein Wunder, denn Mitte der 70er Jahre beschloss der Automobilhersteller Nissan, seinen Kunden zu sagen, wer hinter der Marke Datsun steckt, und nahm den Namen in den Folgejahren vom Markt. Bis 2014. Seither gibt es wieder Autos der Marke Datsun, billige Fahrzeuge für die Märkte in Schwellenländern.

Die Attribute preiswert und robust verbanden Autokäufer schon vor 50 Jahren weltweit mit der Marke Datsun, so mit dem Typ 510, wie er in Nordamerika hieß. Ein familientaugliches Auto, als Stufenhecklimousine (Sedan) schon für unter 2000 US-Dollar zu haben. In anderen Ländern tauchte der Datsun unter der Bezeichnung Bluebird auf, in Australien und anderen Märkten, so in Europa, hieß der 510 schlicht Datsun 1600. Als Nissan 1972/73 auch einen Deutschland-Importeur etablierte, bot der den 80 PS starken 1600 deLuxe für 8890 D-Mark an. Datsun hatte in einigen Märkten auch stärkere Varianten im Programm, als Sportvariante Bluebird SSS mobilisierte der 1,6-Liter-Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle gar 110 PS. Mit einem auf 130 PS getunten 1600 SSS bescherten Edgar Herrmann und Hans Schüller bei der East African der Marke Datsun (und ihrem Hersteller Nissan) sogar den ersten Rallye-Erfolg ihrer Geschichte. Der 510, ein Underdog, dem man sein Potenzial nicht sofort ansah.

Der Datsun war, wie Ford Escort Mk I oder Opel Ascona A, ein Familienauto im Drei-Box-Design. Man konnte ihn zwei- und viertürig haben, für sportliche Fahrer war er auch als Coupé erhältlich, für Menschen mit Sinn fürs Praktische gab es sogar einen Kombi. Bei Autotests schnitt der Datsun 510/1600 durchweg gut ab, bemängelt wurden vom ADAC etwa seine Plastiksitze und die Kaltlaufeigenschaften. Aber Lob gab es eben für die reichhaltige Ausstattung zu einem vernünftigen Preis. Der 510 war die Realität gewordene Vision des billigen Spaßfahrens zum geringen Preis, gerne wurden Vergleiche zum sportlichen, teureren BMW 1600 angestellt. Nissan schickte den Datsun 510 auch zu amerikanischen Autorennen, 1971 hängte der 510 in der Trans-Am-Klasse unter 2,5 Liter in Laguna Seca sogar Alfa Romeo ab. Diese Tauglichkeit für den Motorsport begründet, weshalb nicht viele dieser Familienlimousinen überlebt haben, denn sie wurden, als günstige Gebrauchtwagen erworben, auf den Rennpisten verschlissen.

Auch als Modell ist der Datsun 510/1600 wenig präsent, trotz dieser Vita. In 1:64 ist er unter den Labels Hot Wheels und M2 zu finden, Ebbro machte ihn in 1:43, und in 1:24 lieferte Hasegawa einen Bausatz, schon unter der Bezeichnung Nissan Bluebird 1600 SSS. Von all dem Rennfieber befreit ist ein 1:24er, den Maisto nun ausliefert, eine brave Ausführung als zweitüriger Sedan, sauber in einer Datsun-typischen Farbe ockergelb, ein preiswertes und robustes Diecastmodell mit angespritzten, gesilberten Scheibenwischern, Motorhaube und Seitentüren zu öffnen, rollbar, da ist Spielwert garantiert. Ein Modell wie das Original, robust und preiswert. Eine ideale Basis für Motorsportmodelle. Vielleicht greift Maisto das mal auf.

531518 Datsun 510 (1600), Modelljahr 1971, Diecast, Maßstab 1:24, ca. 18 €.

Hans-Joachim Gilbert