Caramini 09/2021 Seite 36

Göttin im neuen Gewand

Diesem Modell möchte man gerne einen Podestplatz in der Vitrine gönnen. Während Bburago bei Vettels Ferrari SF 10000 in Jubiläums-Lackierung einen topp Job gemacht hat, hinkte das echte Cavallino Rampante mehr über die Rennstrecken als es gallopierte.

Ferrari hatte ja im letzten Jahr mit viel Glamour und Tam-Tam seine beiden SF 1000 vorgestellt, die beim Grand Prix der Toskana auf dem Kurs von Mugello zu Ehren des 1000. Renneinsatzes der Scuderia Ferrari in neuer, spezieller Lackierung in einem dunklen Weinrot vorgestellt wurden. Ebenso wie die Lackierung, sollten auch die Startnummern an den Einsatz der ersten F1-Ferrari erinnern, sie sollten aussehen, wie von Hand aufgemalt.

Der Edel-Hersteller Amalgam baute spezielle Miniaturen in 1:8 und 1:18, die Rennoveralls der Fahrer wurden farblich angepasst und auf den Autos wie auf den Rennanzügen prunkte unübersehbar die Aufschrift „1000. G.P.“ Wie wir wissen, ging der Ferrari „Jubiläums-G.P.“, ausgetragen am 13. September 2020, ziemlich daneben. Leclerc beendete das Rennen auf dem achten Rang, Vettel musste sich mit Platz Zehn begnügen.

Auch Bburago hat sich nun in der Kreis der 1:18-Modellhersteller eingereiht und hat einen „Jubel-1000er“ an die Fachhändler verschickt. Wird allerdings sauber nachgerechnet, kommt der Mathematiker nicht auf 1000 gefahrene Ferrari Grand Prixs, denn beim ersten Grand Prix 1950 in Silverstone stand kein einziger Ferrari am Start. 1964, als Ferrari mit der Sportbehörde im Clinch lag, streikten die Roten bei den Grand Prixs der USA und Mexiko, die Fahrer starteten unter der Bewerbung des NART. Letztes Beispiel soll der belgische Grand Prix von Belgien 1982 sein, als die Ferrari nach dem tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve im Qualifying zurückgezogen wurden. Und es gibt noch mehr dieser Beispiele. Wird akribisch addiert, kommt man auf eine deutlich geringere Zahl. Da der Autor aber kein Statistiker ist, sondern über Motorsportmodelle für Caramini schreibt, beschäftigt er sich lieber mit der Miniatur.

Der Verfasser konnte auch den 43er SF 1000 in Augenschein nehmen (siehe Kurzmeldungen). Im Vergleich der beiden sieht das 1:18-Modell nicht nur wegen der Größe viel besser aus. Es ist schon beeindruckend, wie hervorragend Bburago den Farbton getroffen hat, das Modell erstrahlt in einem satten, perfekt aufgetragenem, dunklen Weinrot. Auch die Startnummern erinnern an die Zeiten, als der Mann mit dem Farbeimer und dem Pinsel die Startnummern aufmalte, überhaupt ist die gesamte Dekoration sehr gut geraten. Das gilt ebenso für die Umsetzung der Außenhaut, die authentischen Felgen mit ihren Gummi-Walzen, und auch der kleine Sebastian im Cockpit macht einen guten Eindruck. Im Gegensatz zum 43er sind hier die Aerodynamik-Teile, wie zum Beispiel der Frontügel, formtechnisch gut geraten, was ebenfalls für das Cockpit gilt. Die Rückspiegel sind gesilbert, die Gravuren präzise und in der
richtigen Tiefe, der Rote sieht richtig geleckt und authentisch aus. Dazu kommen noch einschlagbare Vorderräder. Was der Autor nur vermisst, sind zwei Antennen auf der langen Nase des Modells, ansonsten
kann hier ruhigen Gewissens von einer gelungenen, schönen Miniatur mit einem fairen Preis gesprochen
werden.

Bburago 18-16808V1 Ferrari SF 1000. Tuscan Grand Prix, Ferraris 1000., S. Vettel, Diecast, ca. 70 €.

Wolfgang Rüppel