Caramini 08/2021 Seite 88

Günstig, aber gut

Muss es immer teuer sein? Moderne Budget-Modelle wie der Ferrari SF 90 Stradale beweisen, dass Gutes nicht teuer sein muss. Bburago schuf eine 43er Miniatur in Vitrinen-Qualität.

Sammler sind oftmals in Bezug aufs Hobby recht elitär eingestellt. Nach dem Motto „Nur was teuer ist, kann auch gut sein“, schielen wir nach Modellen von BBR, MR. Wenn das finanziell zu hoch gegriffen ist, sollte es zumindest schon Minichamps, Spark oder TSM sein – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Bburago-Miniaturen hatten Sammler auf dem Schirm, wenn es um Mitbringsel für den Nachwuchs ging.

Gut, Bburago hatte ab 1978 den Maßstab 1:18 populär gemacht und wahre Sammler erinnern sich noch an den Hype um den Ferrari F 40, für den schwindelerregende Mondpreise gezahlt wurden. Aber dann, mit dem Aufkommen von Ebay & Co., waren diese Preise Geschichte. Dazu kam, dass Mario Besana, Inhaber von Bburago, Trends verschlief. Schon als in den 90er Jahren die Ferrari-Lizenzrechte an Mattel wechselten, sanken die Verkaufszahlen rapide in den tiefsten Keller. Die Konsequenz war, dass 2005 Besana seinen Betrieb an MC Toys-Maisto verkaufen musste. Die starteten 2007 die neue Produktion unter dem altbekannten Namen Maisto, heute eine Marke der May Cheong Group. Und die hatte 2013 die Lizenzrechte für Ferrari erworben.

Und was hat sich seitdem mit Bburago getan? Neugierig sitzt der Autor da, der sich vor allem mit Motorsportmodellen in 1:43 befasst, aber schon lange keinen neuen Bburago dieses Maßstabs mehr in der Hand hatte. Erst recht keinen kleinen Ferrari, dessen Original ein moderner Ferrari ist. Wie würde die Beurteilung des SF 90 Stradale ausfallen? Das zu ergründen, war zunächst nicht ganz einfach, denn der Bburago Stradale gab sich unnahbar, der transparente Vitrinendeckel ließ sich nur mit Mühe von
der Bodenplatte trennen. Hat man diese Hürde genommen, wird‘s ganz leicht, falls man den kleinen Roten von der Bodenplatte lösen möchte. Hier müssen keine bombenfest sitzende Schrauben mit weichen Köpfen mühselig gelöst werden, nein, hier wird nur ein Plastiknippel von Hand gedreht. Und schwupps, kann das kleine Auto abgehoben werden. Tolle Lösung!

Doch nun zum Modell selbst, der 43er SF 90 muss den Vergleich mit Originalfotos bestehen. Die Umsetzung der Karosserie ist gut gelungen, die Lackierung einwandfrei, die Felgen authentisch, mit Scheiben wie auch Zangen ausgerüstet und auf den Naben finden sich die Ferrari-Pferdchen. Hinten
und vorne sind unterschiedlich große Reifenformate aufgezogen, unter der gläsernen Heckhaube sind Motorteile sichtbar, die Spoilerlippe an der Wagenfront wurde nicht vergessen und auch die Kleinteile, wie Spiegel oder Antenne, sind angebracht. Das komplett in Schwarz gehaltene Interieur ist zwar nicht gerade State of the Art, aber noch akzeptabel. Einen detaillierten Unterboden findet der Sammler nicht vor, doch das ist nun wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal von Bburago. Die letzten Kritikpunkte
betreffen die Scheinwerfer sowie die Kühlluftzuführung an der Wagenfront, beides ist ein wenig schwammig geraten.

Unterm Strich betrachtet, ist der SF 90 Stradale von Bburago ein Modell, das mit gutem Gewissen in die Vitrine gestellt werden kann, und das sogar in mehreren Farben, wenn der Platz vorhanden ist. Denn wir reden hier nicht von einer hochpreisigen High-End-Miniatur, auch nicht von der Qualität eines Spark-Modells, sondern wir reden von einem Modell, das im Handel unter 20 Euro kostet. Ein Preis, dem man dem kleinen Bburago nicht ansieht, und der geeignet ist, den fürs Hobby erwünschten Nachwuchs ins Fachgeschäft zu locken und es mit einem Lächeln zu verlassen. Solche Bburago-Qualitäten werden wir in Zukunft gerne öfter vorstellen.

Das Original, der Ferrari SF 90 Stradale, wurde ab 2020 ausgeliefert. Das SF steht für den Rennstall Scuderia Ferrari, die 90 erinnert an den 90. Gründungstag des Rennstalls. Der 4,0 Liter große V8 packt,
zwangsbeatmet von einem Biturbo, 780 PS auf die Kurbelwelle, dazu kommen drei E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 220 PS, ergibt eine Systemleistung von 1000 PS. Das reicht aus, um in 2,5  Sekunden von 0 auf 100 zu beschleunigen sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h zu erreichen. Natürlich sind auch die Italiener im elektronischen Zeitalter angekommen, fast alles wird über das Multifunktionslenkrad gesteuert – Drehzahlmesser und Tacho haben ausgedient.

Bburago 18-36911 Ferrari SF 90 Stradale, Diecast, Maßstab 1:43, ca. 19 €.

Wolfgang Rüppel