Caramini 08/2021 Seite 36-37

Nichts für Zocker

Ist er schon ein Anlageobjekt mit Renditeerwartung? Der Cayman S der ersten Generation rückt zusehends ins Blickfeld. Wer sich mit solchen Renditeproblem nicht befassen muss, dem bietet Maisto eine kalkulierbare Geldanlage in der 40-Euro-Klasse an. Da kann man sich ziemlich sicher sein, nicht abgezockt zu werden.

Als Youngtimer gilt er noch nicht, für ein H-Kennzeichen reicht‘s auch noch lange nicht. Aber unter Klassik-Freunden rückt der Cayman S der ersten Generation zunehmend in den Fokus. Cayman, das ist das Mittelmotor-Coupé, das sich Porsche teurer bezahlen ließ als den offenen Boxster, der früher auf dem Markt buhlte. Erst mit der zweiten Boxster-Generation kam der Cayman ins Angebot, der Typ 987c, gebaut von 2005 bis 2013 und im Jahr 2009 zudem technisch geliftet. Porsche-Designchef Harm Lagaay war mit dem Coupé eine Schöpfung gelungen, das sich zum Boxster mit einer weiter herausgezogenen Frontpartie optisch abgrenzt und diesen dank des langgezogenen, im Heck zwischen dicken Backen auslaufenden Kuppeldachs in Länge und Höhe knapp überragt. 280 PS schöpft der Sechszylinder-Boxer des Cayman S aus 3,2 Litern Hubraum. Schwachstelle der ersten Cayman-Generation ist nur das vierteilig konstruierte Kurbelgehäuse, Ursache mancher Motorschäden an der Schwelle zum sechsstelligen Kilometerstand – es wurde zur Halbzeit durch eine zweiteilige Neukonstruktion ersetzt.

Einem solchen Langzeitschaden braucht der sein kleines Geld anlegende Modellautosammler nicht befürchten. Technik steht hier nicht im Vordergrund, es zählt das Optische. Ist es sehenswert? Maisto hat den Klassiker neuerdings in fesches Rot gekleidet, das sauber aufgetragen ist, aber an der Fronthaube durch seine leicht gewellte Oberflächenstruktur die Machart der Karosserie verrät, das ist bei Unilacken nun mal leicht zu erkennen. Ohnehin muss der Cayman aus der Special Edition von Maisto ohne farbliche Kontraste auskommen muss. Klar, schwarze Reifen, gesilberte Fünfstern-Alus – aber sonst nur rot, selbst der (am Modell nicht ausfahrbare) Heckspoiler und die Lufteinlassöffnungen sind an dieser Modellausführung korrekt in Karosseriefarbe gehalten. An der Front blickt man dem Cayman S tief in die Augen, die strukturierten Reflektorgehäuse sind von Klargläsern bedeckt. Die weiß/roten Heckleuchten sind zwar korrekt in der Form, aber mit störendem Mittelpin, das geht besser. Sonst macht die Karosserie einen stimmigen Eindruck in den Proportionen, und gefällig wirkt sie durch die geringen Spaltmaße, obwohl der Cayman an sich ein all-opener ist. Front und Heckhaube lassen sich öffnen, bieten allerdings keine Offenbarungen: vorne ein leeres Kofferräumchen, hinten ein noch kleineres Kofferräumchen mit Reliefabdeckung des Mittelmotors – da ist von der Unterseite schon mehr zu sehen. Etwa die Lenkungsfunktion der Vorderräder, die sich – wie auch die Hinterräder – einfedern lassen, wenn man die Diecast-Karosserie niederdrückt.

Eigentlich könnte man auf solche Öffnungsfunktionen verzichten, dann bräuchte es nicht die massiven Scharniere. Aber die braucht der 18er Maisto, weil er nicht nur zum Aufstellen und Ansehen gemacht ist, sondern auch befingert werden will – und darf. Dass die Türen öffnen, würde reichen, ihr Aufstellwinkel reicht auch aus und sie schließen mit sattem Klack sauber in der Karosserie, da hakelt nichts. Die an einem Kunststoffeinsatz angegossenen Scheibenwischer liegen passgenau auf der Windschutzscheibe, und die ist so klar, dass man ohne Verzerrungen ins Cockpit gucken kann, das mit echten Rundinstrumenten aufwartet und keinem Großmäusekino.

Zum Modell dieses Cayman S passt das mittige Auspuff-Doppelrohr, der Basis-Cayman (der ohne „S“) musste mit einem einzigen Oval-Rohr auskommen. Gebremst wird mit den serienmäßigen Bremsutensilien, Maisto verzichtet auf das im Original teure Keramik-Gedöns, das immerhin durch die knallige gelbe Farbe der Bremssättel signalisiert, dass die Bremsen kraftvoll zupacken können. Diese hier sind einfach nur rot.

Ja, Stichwort gelb: Ein bisschen Farbe, nämlich Goldgelb und Rot, hätten die 18-Zoll-Felgen vertragen können, das Porsche-Enblem wird nämlich nur schwarzweiß wiedergegeben. Solche Feinheiten kann Maisto, an der Fronthaube des Cayman S kann man es sehen. Ansonsten ist das Thema Bedruckung mit dem korrekt wiedergegebenen Heckschriftzug abgehakt.

Mal sehen, was den Modellkäufer innen an Dekoration erwartet. Schwarzer Kunststoff, aber in sehr vielen Oberflächenstrukturen, zu sehen an der Armaturentafel, an den Sitzen, am Fußraum – da steckt viel Detailarbeit im Formen- und Werkzeugbau drin. Gesilberte Gurtschließen und rote Gurtschlösser, ein rotes Dreieck auf dem Warnblinkschalter im Cockpit, gesilberte Einfassungen der runden Lufteinlassdüsen – alles da, was ein Basic-Modell dieses Maßstabs bieten sollte. Selbst am – etwas steil gestellten – Dreispeichenlenkrad prangt das Porsche-Emblem auf der Prallplatte.

Der 18er Cayman S von Maisto kommt fahrfertig aus der Schachtel, mit Stuttgarter Zulassung, sogar mit zeitgerechter, sechseckiger AU-Plakette vorne, die bis Ende 2009 geklebt wurde. Nur die Schrifttype des Kennzeichens, die haben die Maisto-Dekorateure nicht hingekriegt. „FE-Schrift“ nennt sich die korrekte Schrift, ganz einfach zu merken. Und dass ein Porsche besser ein fangerechtes Kennzeichen nach dem Schema „S-GO…“ tragen könnte, darf hier auch mal niedergeschrieben sein.

Maisto 531122R Porsche Cayman S 2005, Neuauflage in Rot, Maßstab 1:18, Fertigmodell Diecast/Kunststoff, Preis ca. 39 €.

Hans-Joachim Gilbert