Caramini 10/2020 Seite 42-44

Ein heißes Duo

In der Special Edition von Maisto dominieren Supersportwagen und amerikanische Fahrzeuge. Zwei, die beide Merkmale in sich vereinen, sind der Ford Mustang und die Chevrolet Corvette, die als 18er nach Vorbildern der aktuellen Generationen zu haben sind. Zu heißen Preisen, die nicht kalt lassen.

Farben führen uns durch das Leben, und zwar nicht nur Grün, Gelb und Rot. Blau und Rot beispielsweise kennzeichnen im Zusammenspiel kaltes und warmes Wasser. Diese beiden Farben wurden und werden
aber auch gerne dem Geschlecht eines Menschen zugeordnet: Blau für Jungen, Rot für Mädchen. Ob das auch für Automobile gilt, das mag auch beim Betrachten der aktuellen Ausführungen der Sportwagenlegenden Ford Mustang Shelby und Chevrolet Corvette in den Sinn kommen: die eine in Blau, die andere in Rot. Heiß sind beide.

Also, Ladies first und damit zum roten Sportcoupé, der Corvette von Chevrolet, wobei sich der Modellname in Europa inzwischen so emanzipiert hat, dass Chevrolet bei der achten Generation des 1953 eingeführten Sportwagens gar nicht mehr in der Namensbezeichnung auftaucht. Dennoch steht die GM-Marke Chevrolet dahinter, und sie bezeichnet die Corvette von 2020 nicht nur als neue Generation, sondern auch als Sportwagen auf einem neuen Level. Die Corvette C8 vermittle die hochwertigste Anmutung, die Chevrolet jemals gebaut habe. Die Corvette ist als flach gebauter Mittelmotorwagen
konzipiert, im lang gezogenen Heck gibt eine Glasfläche den Blick auf das Triebwerk frei. Und nur auf das Triebwerk, ein Durchblick ins Cockpit ist nicht möglich. Corvette-Fahrer(innen) blicken nur durch zwei Außenspiegel nach hinten, die dem Modell als montierte Anbauteile mitgegeben sind. Montiert ist auch der dezente Spoiler am Heck, die Corvette ist wirklich ein Fertigmodell. Beim erstmaligen Entnehmen gibt
es eher etwas zu demontieren, nämlich die Sicherungsbänder in Höhe von Türen und Hauben. Das zeigt an, dass Maisto hier in bekannter Tradition baut, Metall mit zu öffnenden Fahrzeugteilen am Modell. Und zwar da, wo sich auch am Original etwas öffnen lässt, ausgenommen der Tankdeckel. Dabei hätte im Heck der Blick auf das Triebwerk durch die Scheibe genügt, denn viel mehr ist nach dem Öffnen der Motorhaube nicht zu sehen; moderne Aggregate wie das 6,2-Liter V8-Triebwerk im C8 des Originals sind eben von viel Plastikumgeben. In diesem geräumigen Pferdestall entwickelt die echte Corvette C8 hier ihre 495 PS, das macht sie über 300 km/h schnell. 

Vorne können wir uns am Maisto-Modell vergewissern, wie klein der Kofferraum eines Sportwagens ist. Beide Hauben zu öffnen, das erfordert schon etwas Geschick, wenn das Auto auf den Rädern steht, denn
aus Gründen der Optik hat Maisto die Spaltmaße ziemlich gering gehalten. Und das aus guten Grund, denn auf einer helleren Unilackfläche fällt sehr schnell auf, wo Spalten Klappbares verraten und wo überlackierte
Gravuren das Geschlossene enttarnen. 

Die Corvette hat Spaltmaße, geringe, aber noch erkennbare, und bietet somit Öffnungsfunktionen. Früher konnte man günstige Diecastmodelle schütteln, dann öffnete sich so manche Tür. Hier nicht. Den entfernten Sicherungsbändern zum Trotz, die Hauben halten auch in der Karosserie, wenn das Modell auf den Kopf gedreht wird. Auch die Türen bleiben beim Drehen und Wenden des Modells, wo sie sind. Türgriffe? Fehlanzeige. Es gibt sie auch beim Original nicht. Türgriffe sowie die Heckklappen- und
Motorhaubenentriegelungen wurden bei der Corvette für ein sauberes Erscheinungsbild und eine verbesserte Aerodynamik verborgen, klärt Chevrolet auf. Am Maisto-Modell ist dank der – gedacht – heruntergelassenen Seitenscheiben ist guter Eingriff möglich und das Öff nen der Türen leicht. Dann sieht man etwas mehr vom Detailreichtum, der sich Schwarz in Schwarz mit wenigen Farbakzenten präsentiert. Schwarz ist eben die durchgehende Kontrastfarbe zu diesem weich gezeichneten roten Sportcoupé, Schwarz innen und auch außen, an Lufteinlassöffnungen und an Rädern mit ihren Fünfsternfelgen, bei der echten Corvette sind es riesige 19 Zoll vorne und noch mehr riesige 20 Zoll hinten. Das Modell verschweigt uns den kleinen Unterschied und rollt auf Unisex-Rädern. Natürlich ist auch hier für den richtigen Kontrast gesorgt, die Bremssättel sind rot und heben sich von den gesilberten, sogar mit hauchfeinen Rillen versehenen Bremsscheiben ab, an jedem der vier Räder.

Das geduckt-flache, sanfte Erscheinungsbild der Corvette kontrastiert zum bulligen Auftritt des Mustang Shelby GT500, der Sportwagenlegende von Ford. Da gibt die Statur der 2020er-Ausführung schon vor, dass Ford hier die Muskeln spielen lässt, zumal es sich beim GT500 um den bislang stärksten Serien-Ford handelt, der ganz in der Tradition seiner Vorfahren steht, nämlich mit dem Motor vorne. Unter der Mustang-Haube brodelt ein handgefertigter 5,2-Liter-Kompressor-V8 aus Aluminium, der irrwitzige 771 PS leistet und damit ein Drehmoment von 847 Nm auf die Kurbelwelle wuchtet, Sekunden. Damit schlägt er die Corvette, bleibt aber hinter ihr zurück, denn Ford regelt das Tempo bei 290 km/h ab. Und die Corvette ist schneller auf Einhundert, in unter 3 Sekunden.

Der Rennfahrer Carroll Shelby, zugleich Konstrukteur und Unternehmer, schuf 1967 mit dem Shelby GT500 den ersten Supersportwagen auf Basis der legendären Mustang-Baureihe. Der aktuelle GT 500 von 2020 führt diese Tradition fort, und schon spricht man von der wahren Cobra heutiger Zeit. Neupreis um die 150 000 Euro, zuzüglich Wartezeit. Schneller kommt man an den GT 350 oder an den normalen Mustang GT. Von diesen Volksausführungen des Mustang unterscheidet sich das Topmodell durch weitaus größere Lufteinlassöffnungen in der Wagenfront, denn ein so heißes Auto benötigt ein adäquates Hitzemanagement, das sechs Wärmetauscher unter Kontrolle hat. Auffällig ist beim GT 500 das 31 x 28 Zoll große Luftloch in der Motorhaube, abdeckt durch einen Alu-Einsatz. Beim Original ist dieser abnehmbar, so dass man den Motor sehen kann. Maisto hat dieses Gimmick nicht nachgestellt, die schwarze Abdeckung sitzt fest in der muskulösen Motorhaube, die sich als Ganzes öffnen lässt.

Über Türen und Hauben gilt das bereits über die Corvette Gesagte, vom Innenraum hat der Mustang-Kunde aber etwas mehr. Dank größerer Scheibenflächen, auch hinten, fällt mehr Licht in den Innenraum, und so fallen rote Gurtschlösser und Silberungen an Instrumententafel, Mitteltunnel und Lenkrad in der schwarzen Kunststofflandschaft auf. Nicht vergessen hat Maisto die Sitzgestaltung im Fond des 2+2-Sitzers. Es gibt hinten kaum mehr als schalenartige Ausformungen, während vorne Recaro-Sitze für Wohlfühlambiente sorgen.

Außen trägt der Maisto-GT 500 diverse Anbauteile aus Kunststoff, wie Frontspoiler und Seitenschweller, der üppige Heckflügel in Macho-Art zeigt andeutungsweise eine Carbon-Oberfläche. Die eingesetzten (LED-)Leuchten zeigen Tiefe und hinreichende Detaillierung, und die hohlen Auspuffendrohre sind übrigens auch innen gesilbert und nicht geschwärzt. Bei den Rädern hat Ford noch eines draufgelegt und verbaut beim optionalen Carbon Fiber Track Pack des GT 500 nur 20-Zoll-Räder mit Kohlefaser-Felgen, die bei Maisto ebenso Serie sind wie die Kohlefaserflügel. Nur, dass sie am Modell nicht verstellbar sind, während
der Mustang-Fahrer das kann und dafür 18.500 US-Dollar Aufpreis zahlen darf. Das Carbon-Gedöns steigert die Wirkung der coolen Lackierung mit den Ford-typischen Kontraststreifen. Ja, zu diesem
Mustang passt blau. Obwohl man das Original auch in anderen Farben bestellen kann. Maisto bietet ihn alternativ in Orange an.

31447 Chevrolet Corvette Stingray Coupé 2020, rot, und 31388 Mustang Shelby GT 500 2020, blaumetallic, beide Fertigmodelle Diecast, Special Edition, Maßstab 1:18, ca. 35€.

Hans-Joachim Gilbert